„Guten Tag! Mein Name ist Corona Maule.“
So oder ähnlich war jahrelang mein Erstkontakt mit Menschen. Nur nicht zu viel von sich preisgeben, keine Angriffsfläche bieten, sich nicht in den Vordergrund stellen und am Besten gar nicht präsent sein. Dissoziation war mein ständiger Begleiter und ein beliebtes Tool, um einem „Overload“ meines hochsensiblen Systems zu entgehen. Leider brachte diese Art der Re – Action auf menschliche Begegnungen selbstredend auch vielerlei Nachteile mit sich. Abgesehen davon funktionierte es nicht zu 100% , sodass ich sofort in den „Overload“ rutschte und handlungsunfähig war. Vielleicht kennen Einige von euch dieses Phänomen.
Nachdem ich nun die Kindheit im ständigen „Fluchtmodus“ hinter mich gebracht habe bekam ich recht jung meinen ersten Sohn. Ich merkte nun, dass die Beziehung zu meinem damaligen Partner und Vater des Kindes mich dermaßen überforderte, dass ich mich emotional nicht um den Säugling UND den Mann kümmern konnte. Heute habe ich eine andere Sichtweise zu den Dingen, aber damals war ich einfach nur verzweifelt. Hinzu kam das schlechte Gewissen, das mir vorgelebte und angestrebte Ziel einer heilen Familie nicht halten zu können. Ich fiel immer mehr in ein Notfallprogramm des reinen Überlebens. Emotional war ich wenig vorhanden. Nach der Trennung wurde es langsam besser. Der Vater zog in eine neue Stadt und gründet eine neue Familie. Ich blieb 5 Jahre allein. Trotz der emotionalen Ruhe, die damit einzog war ich durch Job, Kind und Alltag nicht in der Lage meine eigenen kindlichen Traumata zu verarbeiten ( Ich durfte z.B. nie „zu Ende“ spielen, d.h. eine Sache vollumfänglich hochsensibel zu erfassen. Das ist immens wichtig für Kinder.)
Die Zweitausbildung zur Assistentin für Mode und Design 2004 stellte endlich meine kreative Seite heraus. Aber auch hier floss Alles eher aus dem Herzen denn aus dem Verstand. Kreativität auf Knopfdruck? Also Design nach Vorgabe war für mich fast unmöglich. Ich hatte sooo viele Ideen und sooo viele Richtungen, die mich interessierten, sodass ich selten bei einer Sache blieb. Ich verfolge von Rock a Billy bis Brautmode viele stilistische Richtungen. Eine sehr kreative Zeit! Es hat mein Herz singen lassen aber die Kasse nicht.
Mein nächster Partner, Vater meines Jüngsten war ein ausgeprägter Narzisst. Die Korrelation mit feinfühligen Menschen war mir damals leider nicht bewusst. Wir fanden uns schließlich mehrere Male vor Gericht wieder. Es gab emphatische und weniger emphatische Menschen bei den jeweiligen Ämtern und mittlerweile behaupte ich, dass beim Jugendamt und im Gericht alles möglich ist, auch das Unmögliche. Diese Beziehung und der damit permanent vorhandene emotionale Druck hat Spuren bei uns allen hinterlassen. Ich war in einem emotionalen Burnout und blieb 10 Jahre allein mit den Kindern. Meine Söhne sind nun erwachsen, ebenfalls hochsensibel und meistern das Leben Schritt für Schritt.
Seit zwei Jahren ist ein neuer Mensch in meinem Leben. Mit viel Geduld und noch mehr Geduld entwachse ich meinen Kindheitsthemen und lasse mich schrittweise auf die Gesellschaft und die Menschen ein – in meinem ganz eigenem Tempo. Seit ca. zwei Jahren weiß ich um meine Hochsensibilität. Dies hat viele kindliche Verhaltensmuster erklärt und auch antrainierte Reaktionsmuster hinterfragt. Ich bin immer noch auf meinem Weg aber ich bin sehr dankbar für diese Heilung. Mein Anliegen ist es daher anderen feinfühligen und hochsensiblen Menschen die Möglichkeit der Sichtbarmachung ihrer Gefühlswelt zu offerieren und ihnen Werkzeug in die Hand zu geben, ihren Alltag besser für sich zu gestalten.